Kapelle in Waldfenster

Die Wendelinuskapelle in Waldfenster
Am Schulzengrund, im Nordwesten des Dorfes, wo das Tal zum Wald hin ansteigt dort befindet sich die Wendelinuskapelle.
Früher gab es etwas weiter unten, am Kreuz, eine „alte Kreuzwegkapelle“, die, so schildert es Gisela Schmitt in ihrer Dorfchronik, baufällig geworden war und abgerissen wurde. Im Jahr 1965 bauten die Waldfensterer Bürger unter Anleitung von Adolf Schlereth eine neue Kapelle, die heutige Wendelinuskapelle. Zwar ist im Laufe der Jahre der Ort näher an die Kapelle „herangewachsen“, doch die Kreuzwegstationen und die „Fünf Wunden“ laden neben der Kapelle, mitten im Grünen, zum Innehalten und zu stillen Gebeten ein. Beim Betreten der erst kürzlich renovierten Kapelle fällt der erste Blick auf den Altar, auf dem eine Pieta platziert ist. Eine sehr ausdrucksstarke Darstellung, die früher in der Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ aufgestellt war und im Zuge des Kirchenneubaus ihren Weg zur Wendelinuskapelle gefunden hat. Weiterhin zieren sechs, vor kurzem restaurierte, Heiligenfiguren, der Hl. Michael, der Hl. Josef, der Hl. Antonius, der Hl. Wendelinus sowie die beiden weiblichen Heiligen, Notburga und Agnes das Innere der Kapelle. Einige der Plastiken stammen aus der ehemaligen Kreuzwegkapelle. Während die männlichen Heiligen in den Gotteshäusern unserer Region stark verbreitet sind, trifft man Notburga und Agnes etwas seltener an.
Die Hl. Notburga wird, so auch in Waldfenster, in der ländlichen Kleidung einer Dienstmagd dargestellt. Ährenbündel und Schlüsselbund verweisen auf ihre Tätigkeit, wobei Brot, Kanne und Sichel auf die beiden bekanntesten Wunder Rückschlüsse zulassen. Der Legende nach soll Notburga die Reste von der Tafel ihrer Herrschaft an die Armen weitergegeben haben, statt damit, wie befohlen, die Schweine zu füttern. Als ihr Herr sie dabei überraschte, verwandelten sich die Speisen in Sägespäne. Notburga gilt als das Idealbild christlicher Nächstenliebe und Frömmigkeit, und wird als Volksheilige in Tirol verehrt. Ihre Gebeine werden in einem Glasschrein in der Wallfahrtskirche zur Heiligen Notburga in Eben (Tirol) aufbewahrt. Ihr zu Ehren feiert man dort um den 13. September herum den „Notburga-Sonntag“. Sie gilt als Patronin der Dienstmägde, Bauern und Armen.
Die Hl. Agnes von Rom wird bereits seit dem 4. Jahrhundert als Märtyrerin und geweihte Jungfrau verehrt. Sie soll, als der Sohn des Präfekten von Rom sie zur Frau nehmen wollte, seinen Antrag mit dem öffentlichen Bekenntnis zur Ehelosigkeit um Christi Willen abgelehnt haben. Daraufhin wurde sie vor Gericht gestellt. Als schließlich weder gewaltsame Nötigung, Folter noch das Feuer des Scheiterhaufens ihr etwas anhaben konnten, enthauptete sie ein Soldat mit dem Schwert, ganz so wie man damals Lämmer tötete. Die Hl. Agnes wird häufig mit langem Haar und mit einem Lamm dargestellt. Ihr Gedenktag ist am 21. Januar, und die folgende Bauernregel ist überliefert: „Wenn St. Agnes gekommen, wird neuer Saft im Baum vernommen“. Die Hl. Agnes wird als Patronin der Jungfrauen, Verlobten, Kinder und Gärtner verehrt.
In Waldfenster ist es Brauch, die Kapelle für Andachten während der Bittwoche und mit der Fronleichnamsprozession zu besuchen. Am Wendelinustag am 21. Oktober trifft man sich hier, um mit einer festlichen Messe dem Heiligen zu gedenken.

Text und Fotos: Kathrin Kupka-Hahn

Wendelinuskapelle Waldfenster – Aussen
Wendelinuskapelle Waldfenster – Pieta im Inneren

 
 
 

Weitere Informationen