Kirche "St. Ludwig" in Oehrberg

Das Oehrberger Gotteshaus St. Ludwig ist schon rein äußerlich betrachtet eine gelungene Verschmelzung von alter und neuer Kirche, wobei im Gegensatz zu Waldfenster, ein gemeinsamer, homogener Kirchenraum im Inneren entstanden ist.

 Als Besucher wendet man seinen Blick beim Eintritt in die Kirche ringsum und bemerkt erst nach und nach, was zum alten Bestand zählt und was nachträglich angebaut wurde. Überrascht ist man, dass zwei Altäre, die sowohl gestalterisch als auch in ihrer Anordnung gleichberechtigt erscheinen, in St. Ludwig platziert sind.
Der Barockaltar auf der linken Seite befindet sich im alten Teil der Kirche und stammt ursprünglich aus dem Kloster Thulba. Wann der Altar, der 1652 geschaffen wurde, nach Oehrberg kam, ist nicht belegt. Man vermutet, dass er in Folge der Anweisungen aus dem Jahre 1818/1819 vom Kloster Thulba an Oehrberg übergeben worden war. Das Altarbild stellt die Kreuzigung Jesu dar, während die Figuren des Heiligen Michael und des Heiligen Sebastian das Erscheinungsbild vervollkommnen. Vor dem Altarbild über dem Tabernakel ist eine weitere Plastik platziert. Sie verkörpert Jesus als einen Pelikan, der sich mit dem Schnabel in die Brust schlägt, um mit seinem Blut seine Brut zu ernähren. Eine sehr seltene und außergewöhnliche Darstellung, zu der keine weiteren Auskünfte auffindbar waren. Die alte Oehrberger Kirche ist 1824 mit Unterstützung der bayerischen Regierung erbaut worden. Zuvor gab es eine hölzerne Dorfkirche, die Anfang des 19. Jahrhunderts sehr baufällig war. Der Oehrberger Oberlehrer Alois Kirchner hat recherchiert, dass König Ludwig I. während eines Aufenthaltes in Bad Brückenau die Bitten der Oehrberger Gemeindeväter erhörte und mit einer großzügigen Spende den Kirchenneubau um 1822/23 ermöglichte. Allerdings befinden sich im Repertorium des Würzburger Staatsarchivs Hinweise darauf, dass es bereits um 1780 eine Kirche in Oehrberg gegeben haben soll. Gisela Schmitt schreibt 1992 ihn ihrer Waldfensterer Dorfchronik, dass Oehrberg seit Stiftung der Pfarrei 1792 als Filialdorf zu Waldfenster gehörte. In den Jahren zuvor, so beschreibt es die Chronistin weiter, war es von seiner Gründung im Jahre 1693 nach Oberthulba eingepfarrt.
Der neue Altar der Oehrberger Kirche befindet sich direkt gegenüber vom jetzigen Hauptportal, an der Schnittstelle zwischen Altbau und Neubau. Das Altarbild ist ein überdimensionales Glasbild, das ähnlich wie in Waldfenster den auferstehenden Jesus zeigt. Besonderheit hierbei ist, dass das Altarbild den ehemaligen Eingang füllt und dieser als Verbindung in die Vergangenheit und mögliche Aufforderung, die Tradition zu wahren, gesehen werden kann. Als angenehm empfindet man als Besucher die großen Fenster, die die Kirche mit viel Tageslicht erhellen. Dabei hat man den Baustil der alten Fenster beim Anbau 1974/75 berücksichtigt und ähnliche eingefügt. Die umgebaute Kirche St. Ludwig wurde am 25. April 1975 nach gut einem Jahr Bauzeit von dem damaligen Weihbischof Alfons Kempf eingeweiht.
Die Orgel ist über Sakristei und Beichtstuhl platziert und wird ausschließlich von Willi Kirchner, dem Sohn des ehemaligen Oehrberger Oberlehrers Alois Kirchner, gespielt. Ringsum an den Wänden der Kirche haben die Oehrberger ihre Heiligenfiguren lokalisiert und somit ganz bewusst Akzente gesetzt. Der Namenspatron St. Ludwig ist ebenso vertreten wie der Heilige Antonius, die Skulptur Herz Jesu und die Mutter Gottes. Zwischendrin befinden sich die Kreuzwegstationen, so dass man in diesem Kirchenraum nicht wirklich etwas zu vermissen scheint. Die Kirchenbänke, auf denen gut 300 Personen Platz finden sind im Halbkreis um den Altar herum angeordnet. Hervorzuheben ist die tolle Akustik in St. Ludwig, die besonders an Hochfesten sowie Hochzeiten und Kommunionen zum Tragen kommt. Einzig die Beleuchtung macht Diakon Michael Sell zu schaffen, denn etliche Einzellichter zieren die Holzdecke.

Hauptsächlich in den Herbst- und Wintermonaten, wenn die Luftfeuchtigkeit wieder zunimmt, müssen die Glühbirnen sehr häufig ausgewechselt werden. Bei einer Höhe von mehr als fünf Metern ist das kein ungefährliches Unterfangen und erfordert auch personelle Unterstützung. 
 
Wissenswertes aus der Pfarrei St. Ludwig
In der Pfarrei leben rund 470 Einwohner, um die sich in erster Linie Diakon Michael Sell als Ortsgeistlicher kümmert. Im Pfarrgemeinderat ist Frauenpower angesagt, denn neben der Vorsitzenden Marianne Sell sind sieben weitere Damen aktiv. Seit über zehn Jahren veranstalten Georg und Thea Quast mit ihrem Team erfolgreich Kindergottesdienste in St. Ludwig. Ansonsten liegt der Schwerpunkt in der Seniorenarbeit, angeführt von Marianne Sell und Team. Der heilige Ludwig, der Namenspatron der Kirche und Kirchengemeinde, war der Überlieferung nach, ein sehr gläubiger Mensch, er war demütig und geduldig, ein liebevoller Vater, voller Zuneigung und Mitleid mit Armen und Kranken. Das Patronatsfest wird am 25. August gefeiert. Der Heilige Ludwig gilt, schlägt man im Heiligenlexikon nach, unter anderem als Schutzpatron der Blinden, Pilger und Reisenden sowie der Kaufleute und verschiedener Bauhandwerker aber er soll auch vor Blindheit, Gehörkrankheiten und Pest schützen. kkh
 
Text und Fotos: Kathrin Kupka-Hahn
 
Fotos:
Innenansicht des alten Kirchenteils mit Barockaltar 
Innenansicht des neuen Kirchenteils mit neuem Altar 
Außenansicht von St. Ludwig in Oehrberg 
Besonderheit! Schauen Sie sich mal die nachstehenden Fotos an, denn es ist dasselbe Bildnis. Kann niemand erklären. Vermutlich, so Pfarrer Lux, hat der damalige Pfarrer Hornung damit zu tun. Etwas Genaues ist nicht bekannt. Vielleicht sollte man das als Aufruf an die Leser zum Nachforschen verarbeiten.
Wandteppich als Altarbild der Waldfensterer Kirche St. Pius 
Glasbild hinter dem Altar der Oehrberger Kirche St. Ludwig

 
 
 
 
 

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