Enstehungsgeschichte von Wollbach

Wollbach, ein kleines Dörfchen inmitten des Salzforstes, liegt 320 m hoch. Wollbach war bis zur Gebietsreform 1972 eine selbständige Gemeinde am Südrand der Bayerischen Rhön und hat heute rund 780 Einwohner. Er ist seit 1972 ein Gemeindeteil des Marktes Burkardroth und gehört damit zum Landkreis Bad Kissingen im Regierungsbezirk Unterfranken.

Frühe Spuren menschlicher Kultur im Raum von Wollbach reichen zurück bis in das Neolithikum, der Jungsteinzeit. Der zweifelsfrei bisher zeithistorisch bedeutendste Fund auf Wollbacher Gemarkung, wenn nicht in der Gemeinde überhaupt, datiert aus dem Jahr 1983. Roland Weissensel, heute in Schweinfurt wohnhaft, stieß bei der Beseitigung des Bauschuttes des Ende der 60er Jahre abgebrochenen alten Wohnhauses in der Ringstraße 5 zufällig auf einen ca. 16 cm großen, tropfenförmigen Hornblendschiefer. Er lag unter der Türschwelle und erregte sofort sein Interesse. Der ovale Querschnitt mit seinen auffälligen Abrundungen ließ ihn auf einen Faustkeil oder eine Art Beil schließen. Kreisheimatpfleger Josef Wabra erkannte nach eingehender Begutachtung die historische Bedeutsamkeit des Fundstückes und definierte es als „mittelneolithisches Spitzhackbeil“. Somit wäre dieses Beil in der Mittelsteinzeit oder aber in der Jungsteinzeit etwa 3500 Jahre vor Christus entstanden, als man die Geräte bereits bearbeiten, also schleifen und durchbohren konnte. Wabra vermutet, bei dem Fundort könnte es sich eventuell um den sekundären Fundort handeln. Das Beil könnte in der Flur gefunden worden sein, und vom Vorbesitzer des Hauses als „Donnerkeil" zum Schutz gegen Blitze abgelegt worden sein.
Der Keil wurde dem Markt Burkardroth als ständige Leihgabe zur Verfügung gestellt und wird heute in einer Glasvitrine gezeigt.

Der Fund einer römischen Münze im Jahr 1949 durch Richard Geis beim Einebnen seines Gartens deutet darauf hin, dass Germanen diesen Raum durchstreiften, die irgendwelche Verbindungen zu den römischen Truppen hatten. Die Münze vom Kaiser Traian war in den Jahren 101 bis 103 n. Chr. in Rom geprägt worden.

Urkundlich nachweisbar wird Wollbach erst 1244, als Graf Otto von Bodenlauben an das neugegründete Kloster Frauenroth einige Dörfer schenkte, darunter „Wolpach villam integram“ mit 3 Pfund Heller Jahresabgaben. Diese Schenkung bezog sich jedoch nicht auf das ganze Dorf, sondern nur auf den Gesamtbesitz Ottos in Wollbach. Den Zehnten zu Burkardroth und Wollbach hatten die Brüder von Bastheim inne, die ihn 1252 an das Kloster übergaben. Die Herren von Bastheim waren Hochstiftsministerialen. Der Raum Wollbach kam im Jahre 1000 an das Hochstift Würzburg. Gerhard von Bastheim wurde urkundlich 1180 als Ministeriale genannt, dann folgten die Brüder Otto (1209, 1234) und Herold (1219, 1230). Otto war einer der Zeugen beim Verkauf der Bodenlauben (1234) an das Hochstift. Volker (1213) und C(un-radus?) (1230) traten als Urkundenzeugen auf. Namentlich nicht bekannt sind die beiden 1252 testierenden Brüder von Bastheim, die den Zehnten von Wollbach und Bastheim als Afterlehensträger des Grafen Heinrich von Henneberg innehatten. Als im Jahre 1255 Papst Alexander IV. dem Kloster Frauenroth die päpstliche Immunität gewährte, wurde unter anderem auch Wollbach als Klosterdorf genannt.

Im Jahre 1375 kaufte Hans von Kissingen von den Geschwistern der Herren von Katza für 1100 fl ein Burglehen zur Bodenlauben und freieigene Güter. Unter den letzteren befanden sich auch 2 Weingärten zu Wollbach in der Au, von welchen Konrad Nibelung 2 Fastnachtshühner als Abgabe lieferte. Das Stammschloss der Herren von Katza stand bei Oberkatza/ Meiningen und wurde von Bischof Johann von Brunn als Raubritterschloss zerstört. Wie sie in den Besitz eines BotenlaubenLehens kamen, ist unbekannt.
In den Jahren 1510 und 1524 kam es zu Streitigkeiten über das Weiderecht zwischen dem Kloster Frauenroth und den Dörfern Wollbach, Burkardroth und Stangenroth. Am 17. Sept. 1524 entschied Bischof Konrad wegen der Klosterschäferei zu Frauenroth: Die Schäferei solle nicht mehr als 500 gemeiner Nösser im Winter haben. Die Waldungen von Burkardroth, Wollbach und Stangenroth sollen erst nach Walburgis behütet, die jungen Schläge 7 Jahre lang verschont werden, die Wiesen erst nach Martinstag behütet und alle Früchte verschont werden.

Wollbach war am Halsgericht der Zent Aschach beteiligt und stellte 1582 einen der 14 Schöffen („Frome, elich geborne, redliche, unverleumte mennere“). „Diese schopfen alle, rugen schaden, schmahe und alles, was unrecht ist. Seien alle erbschöpfen, so lang si vermuglich und tuglich darzu“ waren. „Handelt ainer unehrlich, der mag entsetzt werden.“ Jeder Schöffe hatte Anspruch auf zehn Pfund Besoldung, jedoch der Schöffe aus dem ärmeren Wolbach nur 8 Pfund 12 d. Wurde einer des Mordes angeklagt und erschien er dann nicht vor Gericht, wurde er mit der Mordacht gebannt. Die Schöffen sprachen ihm alle Rechte ab: Der „schöpf von Walbach verthailt ime und nimbt ime alle recht, die ein biderman haben soll. Stangenrdt verthailt ime den weg, Lauter verthailt ime den steg, Waltmanßloe verthailt ime alle gemainschaft gegen seinen gehövern, Zalbach verthailt ime das wasser, Burckhardtrodt, der erst, verthailt ime das feuer, der ander, vertahilt die frauen zu ainer witwen. Boppenrode verthailt die kind zu waisen. Nach eröffnung oberurter vierzehen urtheil steht der zentgrave mit bloßem haubt under offenem himel gegen ufgang der sonnen uf freiem blatz, stößt sein stab in di erden; darauf legt er seine hende creuzweise, die rechte uber die linken und bestettigt die gesprochen vierzehn urthail, nimbt dem verthailten frid und recht, setzt ine in unfrid und unrecht und erlaubt ine allermeiglichen.“
1803 wurde Wollbach dem Bezirksamt Kissingen unterstellt.

Quelle: "Natur, Kunst und Kultur im Markt Burkardroth" von Otmar Zehnter

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