Entstehungsgeschichte von Stralsbach

Stralsbach, ein stilles Dörfchen in 300 m Seehöhe, liegt am Fuß des Mühlberges und ist wegen seiner hochgelegenen Bergkirche interessant, die gelegentlich als "Kirchenburg"bezeichnet wurde.

Das Stralsbacher Becken wurde bereits im Neolithikum begangen. In der Flur Enzenrain, einer alten Viehtrift, die 1850 unter den Pflug genommen wurde, fand man 1926 ein trapezförmiges Steinbeil.

Kirche Stralsbach

Über die Gründungszeit des heutigen Stralsbach ist nichts bekannt. Im Jahre 1234 signierte als Zeuge Ottos I. von Bodenlauben ein Albertus de Strelebach. Der Ort dürfte zum Erbgut Poppos von Henneberg gehört haben. Die Häuser Nr.51-55 am Kirchberg wurden als "Henneberger Häuser" bezeichnet. Ihre Insassen unterstanden der hausherrlichen Gewalt des Grundherren. Im Jahre 1285 verfügte Cantor Simon von der Domkirche zu Würzburg, der plebanus (Leutepriester) von Stralsbach hätte seine Güter in Albertshausen an die Klosterfrauen zu Frauenroth zu übergeben. Möglicherweise wurde Albertshausen pfarrlich von Stralsbach betreut.

Am 1.5. des Jahres 1300 verkauften Mechtild, die Witwe des Ritters Hurnig, und deren Söhne Aplo und Wolfram die Dörfer Stralsbach und Goldberg und den Zehnten zu Goldberg für 200 Pfund Heller an das Kloster Frauenroth, wozu Berthold, Heinrich und Hermann von Henneberg, sowie der Markgraf Hermann von Brandenburg, Herr in Franken, im Jahre 1303 ihre Einwilligung gaben. Über die Herkunft der Familie Hurnig ist wenig bekannt. Heinrich Hurnig war im Jahre 1303 im Lehensdienst des Hochstiftes Würzburg und besaß den Zehnten von Hungers, ein Allod zu Lullbach und 4 Morgen Weinberg eines Burggutes der Bodenlauben. Konrad Hurnig hatte 1317 ein Burggut auf der Bodenlauben mit den dazugehörigen Lehen
in Machtlishausen, Wolfsthal, Kissingen, Eschenbach und Hungers inne. Aplo von Hurnig wurde 1317 von dem Grafen von Henneberg-Schleusingen mit 2 Morgen Weinberg zu Bodenlauben belehnt und hatte 1341-1353 einen Platz vor dem Schlosse Bodenlauben, welcher zur Hälfte zu einem Burggute gehörte. Er starb 1366. Wolfram erhielt 1319 Bezüge aus Lullbach, ein Haus auf dem Schlosse Bodenlauben, einen Obstgarten und die Hälfte einer Wüstung (Hungers?) bei Kissingen. 1344 veräußerten Wolfram Hurnig und seine Ehefrau Margaretha ihren in der Krumbach zwischen Katzenbach und Stralsbach gelegenen Wald an das Kloster Frauenroth für 30 Pfund Heller. Hermann von Brende übernahm 1317 das hennebergische Schenkamt zu Kissingen. Im Jahre 1350 verkauften er und seine Gemahlin Christine den kleinen und großen Zehnten zu Stralsbach und Poppenroth für 120 Pfund Heller an das Kloster Frauenroth, wozu die Grafen Heinrich und Hermann von Henneberg und Bischof Albert von Würzburg ihre Einwilligung gaben. Im Jahre 1359 vermachte der Pfarrer Johann von Stralsbach sein Widerngut zu Poppenroth dem Kloster Frauenroth, das in diesem Dorf bereits 6
Morgen Wiesen innehatte. 1374 besaß Wilhelm von Maßbach den »Hurnung«, ein Waldstück zwischen Lauter und Stralsbach, das aus dem Güterkomplex der Familie Hurnig stammte. Dieses »Maßbacher Holz ging 1467 an Hans von Schaumberg und 1562 an Konrad von Steinau, genannt Steinrück, über.

Im Jahre 1463 verzichtete Wolfram von der Kere zugunsten des Klosters Hausen auf seine Einkünfte in Oberstralsbach, Burglauer, Reiterswiesen, Nüdlingen, Feuertal und Rennbrunn (sö. d. Kurgartens von Kissingen). In Oberstralsbach wohnten 1646 insgesamt 7 Familien, die auch als "Cläshöfer" bezeichnet wurden, und deren Nachkommen heute noch Wiesenbesitz beim Klaushof bewirtschaften.

Nach einer Inschrifttafel an der Friedhofsmauer könnte diese »im 1488 iar« errichtet worden sein. Von der Pfarrei Stralsbach waren vermutlich die Dörfer Albertshausen (1285), Poppenroth (1359), Katzenbach, Lauter, Waldmannsbach, Hassenbach, Schlimpfhof und Zahlbach abhängig. In der Reformationszeit, zwischen dem Bauernkrieg und dem Markgräflerkrieg, brachen die bisherigen Pfarrorganisationen zusammen. Die Pfarrei Kissingen mußte die Betreuung von 11 Filialen wieder übernehmen, die ein berittener Kaplan versorgte. Juhus Echter führte im Zuge der Gegenreformation eine Neugliederung durch. 1587 trennte Bischof Julius die Filialkirche zu Zahlbach von der Pfarrkirche zu Stralsbach und diese 1594 von der Mutterkirche zu Kissingen.

Zur Pfarrei Stralsbach gehörten nun: Waldfenster (bis 1792), Poppenroth (bis 1794), Albertshausen (ab 1588 von Oberthulba betreut?), Hassenbach (bis 1588?), Katzenbach (bis 1794), Lauter und Schlimpfhof (die später Hassenbach angegliedert wurden). 1594 wurde die Kirche in Stralsbach abgerissen, weitgehend erneuert und als erster Pfarrer Adam Potinger ernannt.

Als der Besitz des Klosters Frauenroth 1558/1591 an die fürstbischöfliche Kammer fiel, wurde Stralsbach, "des Klosters eigenes Dorf", dem Amtmann von Aschach unterstellt und erhielt 1625 eine neue Dorfordnung mit einem Schultheißen und zwei Dorfmeistern, die aus dem Gemeindeholz das Bauholz und Nutzholz anzuweisen hatten. 270 Morgen wurden als "ausgereudet Holz" vermerkt.

Während des 30jährigen Krieges flüchteten die Stralsbacher öfters hinter die Mauern des Schlosses von Aschach. Der Stralsbacher Wirt scheint durch die Kriegsverhältnisse recht gut verdient zu haben, denn 1640 konnte er der Gemeinde 100 Gulden leihen. Der Schulunterricht dürfte 1625 bereits durch einen Lehrer aufgenommen worden sein. 1783 wurde das Schulhaus umgebaut, 1965 ein neues errichtet. Das alte Schulhaus steht dicht neben der Pfarrkirche und Pfarrwohnung. Zum Inventar der Pfarrkirche gehören eine Tragmadonna und ein teilvergoldeter Silberkeich aus der Zeit um 1700 mit einem Augsburger Beschauzeichen und der Meistermarke IF im Oval. 1750 dürfte der südliche Seitenaltar mit seinem reichen Rokokoaufbau errichtet, 1770 die "Geburt Christi" (von Andres W. Stein) und 1792 das "Abendmahl" (von Johann Martin Herbert) angekauft worden sein. Im Jahre 1793 brach der alte Kirchturm zusammen. Die alte Kirche wurde 1800 vollständig abgebrochen und der Neubau 1801 unter Fürstbischof Karl von Fechenbach (1795-1803) vollendet. Die Reste des hierfür westlich der Kirche eigens angelegten Kalkbrennofens konnten 1965 beim Wasserleitungsbau untersucht werden.
Taufstein, Stuhlwangen, Beichtstühle und die Plastiken St. Sebastian, St. Antonius und St. Valentin wurden nach der Vollendung des Neubaus angekauft. Um 1820 dürften die Kreuzwegbilder gestiftet worden sein. 1818-1820 wurde das »Heeg« gerodet. Von 70 Anteilen erhielten 67 die Bauern, 2 der Pfarrer und 1 der Lehrer. 1850 wurde der "Enzenrain" unter den Pflug genommen. 1862-1877 begann man Odflächen wieder aufzuforsten. Der Stralsbacher Wald scheint sehr wildreich gewesen zu sein, denn 1697/98 konnten 15 alte und 26 junge Wölfe erlegt werden.

Im Volksmund sagt man: "Der Stralsbicher Wei(n), die Poppenröther Mäi(d), das Albertshäuser Hä (Heu) und Wittershausen im Gä (Gäu),
da kann sich weder Leut noch Vieh dra gefrä."

Bei der Gebietsreform 1972 verliert der Ort seine Selbständigkeit. Er ist heute ein Gemeindeteil vom Markt Burkardroth.

Quelle: "Führer durch die Kissinger Rhön" von Josef Wabra.

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