Kapellen in Stangenroth

Die Wendelinuskapelle in Stangenroth... ist besser bekannt als das „Platten-Heiligen-Häusle“ und liegt idyllisch an einer Wegkreuzung, mitten in der Flur zwischen Stangenroth und Premich, die als „Platte“ bezeichnet wird.

 
 
 










Fotos: Wendelinuskapelle Stangenroth – Aussen
die beiden Wandgemälde im Inneren der Kapelle

Steht man vor der Kapelle, kann man rechts dahinter sogar den Kreuzberg sehen. Die erste Kapelle an dieser Stelle wurde zu Ehren des Hl. Wendelinus im 17. Jahrhundert gebaut, schreibt der Chronist Ernst Dettmer. Diese stand gut 300 Jahre und wurde 1927 von Johann Michael Hartmann und Josef Andreas Kirchner mit einigen Helfern durch einen Neubau ersetzt. Theodor Hartmann war es 1977 schließlich, der gemeinsam mit seinem Sohn Werner und seinen Enkelsöhnen, die Kapelle, so wie wir sie heute kennen, erbaute. Die massive Eingangstür hat ebenso wie den Altar Thomas Hartmann geschnitzt, ist in der Dorfchronik nachzulesen.

Im Inneren ist man sofort von Darstellung des Hl. Wendelinus über dem Altar fasziniert, umrahmt von dem aufgemalten Gebet: „St. Wendelin verlass uns nie, schirm unsere Ställ, schütz unser Vieh. Verscheuch die Seuch von Mensch + Tier: St. Wendelin, wir danken dir“. Die Verehrung des Hl. Wendelin ist seit dem Spätmittelalter überliefert. Der Hl. Wendelin soll der Legende nach als schottischer Königssohn der Krone entsagt und sich als frommer Einsiedler im fränkischen Königreich niedergelassen haben. Die Mönche in der nahe gelegenen Abteil Tholey haben ihn wegen seiner Frömmigkeit zu ihrem Abt erwählt. Nach seinem Tod sollen an seinem Grab viele Wunder geschehen sein. Der Heilige wird als Patron der Landwirte und des Viehs verehrt. Neuerdings wird er auch als Schutzheiliger der bedrohten Umwelt angerufen. Ansonsten besticht diese schöne Wendelinuskapelle durch ihre Schlichtheit, was die beiden einfachen Wandgemälde des Hl. Isidor und der Hl. Notburga unterstreichen. Der Hl. Isidor von Madrid ist ebenfalls wie die Hl. Notburga nicht ganz so bekannt wie andere Heilige und wird als Schutzpatron der Bauern, der Feldmesse sowie gegen Dürre, für Regen und eine gute Ernte verehrt. Isidor soll der Legende nach als Knecht besonders fleißig gearbeitet, tief glaubensstark gebetet und wohltätig gegen andere gelebt haben. Da Isidors Mitknechte ihn neidvoll in Misskredit gebracht hatten, wurde er von seinem Herrn überprüft. Dieser sah, dass während Isidor betete, zwei weiße Stiere, gehalten von einem Engel, den Acker pflügten. Heute noch findet ihm zu Ehren in Untermieming in Tirol am ersten Sonntag im Juli eine Prozession statt.
Die Wendlinuskapelle in Stangenroth ist fest in das kirchliche Leben der Gemeinde integriert. Regelmäßig führen Wallgänge, Sternenwallfahrten und Bittprozessionen hierher. Erst kürzlich fand an dieser Stelle sogar eine Trauung statt.

Text und Fotos: Kathrin Kupka-Hahn
 


Ein Ort des Gebets

Vor 70 Jahren erhielt die Heimkehrerkapelle ihren Segen

Genau siebzig Jahre waren es am 23. September 2021, dass die "Heimkehrerkapelle" an der alten Basaltstraße Richtung Oberbach eingesegnet wurde. Sie wurde in den Jahren 1945 bis 1948 als Ersatz für ein kleines, schmuckloses und schon recht verfallenes Kirchlein zu Ehren der Sieben Schmerzen Mariens 50 Meter weiter waldwärts errichtet. "Bauvorhaben der katholischen Pfarrei Gemeinde Stangenroth. Instandsetzung und Versetzung der baufälligen Oberbacher Kapelle", so bezeichnete es das Diözesanarchiv in den Amtsbüchern aus Pfarreien. Die Ortschronik berichtet: "Es gab kaum einen Abend, an dem nicht Mütter für ihre Männer beteten, die im Krieg waren und deren Schicksal ungewiss war, und so baute man als Dank für die Heimkehr vieler Soldaten, zum Dank für die Verschonung des Dorfes vor einer Zerstörung und zum tröstlichen Gedenken der Gefallenen eine neue Schmerzenskapelle." Der Stangenrother Gebhard Keßler entwarf den Plan, der vom Kreisbaumeister Müller, Bad Kissingen, gefertigt wurde und der auch für die Leitung verantwortlich zeichnete. Die Bauausführung übernahm das "Maurergeschäft" August Keßler, Stangenroth.

Alle packten beim Bau mit an

"Mit unermüdlichem Fleiß und Freude hat sich Jung und Alt an den Arbeiten beteiligt, die große Opfer und Mühen kosteten." Daran kann sich Erich Metz, einst Zweiter Bürgermeister von Stangenroth, noch gut erinnern. "Täglich trafen wir uns nach der Schule an der Kapelle, um den Bauplatz vorzubereiten. Fast ausschließlich waren es wir Schulbuben, die den großen Hügel, der hinter dem Kapellchen stand, abtragen mussten. Den Schutt musste ich mit Pferd und Wagen in der Umgebung verteilen. Wir haben den ganzen Sommer lang die Fläche eingeebnet und später die Anlage eingesät. Täglich kam Pfarrer Gloos mit seinem Motorrad vorbei, um sich vom Fortgang der Arbeit zu überzeugen."

"Alle Arbeiten wurden kostenlos ausgeführt," so steht es lobend in der Stangenrother Chronik von 1988. Doch hier irrte der Chronist gewaltig. 6000 Rentenmark kostete der Rohbau allein, und auch der Plan war nicht kostenlos, zählt das Pfarrarchiv unter anderen Rechnungen auf. Doch nicht alles kostete der Kirche Geld. Gebhard Keßler stiftete für die Kapelle die Pieta, und Alfred Keßler spendete der Kirche die sieben Stationen Schmerzen Mariens, die der Bischofsheimer Steinmetz Dirks aus Ziegenfelder Marmor für 7000 Deutsche Mark lieferte. Die Wände schmücken die Statuen des Hl. Josef, der Hl. Rita von Cascia, des Judas Thaddeus und des Hl. Erzengel Michael. Geschnitzt hat sie Gebhard Keßler, an den Kosten beteiligten sich mehrere Spender, um die Kirchenkasse zu entlasten.

Am 23. September 1951 war es soweit. "Die Einsegnung der Kapelle wurde durch H.H. Domkapitular Gerber aus Würzburg unter den Diakonen Pfr. Schebler Premich und Kuratus Michel Gefäll vorgenommen. Fünf Mal darf im Jahr in der Kapelle zelebriert werden. Die ganze Gemeinde war in Prozession hinausgezogen" (Pfarrarchiv). Stangenroth hatte seine neue, eingesegnete Sieben Schmerzen Mariens wieder. Da auch in Wollbach eine Sieben Schmerzen Mariens Kapelle steht, bestand die Möglichkeit einer Verwechslung. Die Stangenrother Kapelle und die Anlage wird seit Jahren von der Krieger- und Soldatenkameradschaft Stangenroths gepflegt. Und so empfahl Stangenroths Zweiter Bürgermeister Erich Metz im Einvernehmen der Kameradschaft, die Kapelle als "Heimkehrerkapelle" zu bezeichnen, zum Dank für die Pflegebereitschaft und Erinnerung an die Kriegsheimkehrer. In der Fortführung der Straße Kapellenweg vom Dorf zur Kapelle hatte die Gemeinde in den fünfziger Jahren an der Trift einst 13 Kreuzwegstationen aufstellen lassen. "Die Entwürfe stammten von Gebhard Keßler, die Ausführung aus Sandstein erfolgte 1958 durch den Stralsbacher Steinmetz Rudi Rost", steht im Archiv, so Erich Metz.                                                                                                             

Text/Fotos: Ernst Dettmer, Stangenroth

Heimkehrerkapelle Stangenroth 1a v. E. Dettmer 09.21Heimkehrerkapelle Stangenroth 1b v. E. Dettmer 09.21

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