Klosterkirche Frauenroth
Das Kloster Frauenroth
Er tauschte mit dem Würzburger Bischof Hermann von Lobdeburg (1225 – 54) seinen Besitz in Egenhausen gegen das bischöfliche Dorf Burkardroth. Dort errichtete er 1231 ein Zisterzienserinnen-Kloster („Novalis sanctae Mariae cella dominarum“) zu Ehren und Lob der Hl. Jungfrau Maria und Allerheiligen. Der Sage nach hat ein Windstoß der Gräfin Beatrix auf dem Söller der Burg Bodenlauben den Schleier entrissen. Der Fundort des Schleiers wurde als gottgewollter Gründungsort verstanden. Noch heute wird ein Schleier in einer Nische im Chor dem Besucher gezeigt. Da die Ministerialen des Bischofs dieses Projekt mit Gewalt zu verhindern suchten, ließ Graf Otto im Auftrag von Papst Gregor IX. 1234 deren Burg zerstören und den Wiederaufbau verbieten. Graf Otto, der etwa 1244 kurz vor seiner Frau verstarb, wurde in der Klosterkirche beigesetzt.
Das Stifterpaar verkaufte die Burg Botenlauben an den Würzburger Bischof und schenkte zur Sicherung ihrer Gründung die gesamten Zehnten, Zinsen und Gülten an das Kloster. Die reichen Begabungen führten zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Sicherung, das Kloster vermehrte den Besitz durch umfangreiche Tausch- und Kaufgeschäfte. Zum Klosterbesitz gehörten die Siedlungen Burkardroth, Stangenroth (1244), Wollbach (1244) und Stralsbach im Bereich des heutigen Marktes Burkardroth, jedoch auch umfangreiche Güter in über 80 Gemeinden bis nach Thüringen (Wolfmannshausen, Hildburghausen). Die dem Kloster vorgelagerten Fischteiche dienten der Ernährung der Zisterze. Um 1450 dürften ca. 25 Nonnen im Kloster gewesen sein.
Im Bauernkrieg 1525 wurden die Gebäude von Bauern der Umgebung („Frauenrother Haufen“) geplündert und teilweise zerstört. 1558 starb die letzte Äbtissin Amalia von Rumrod. Nach mehr als 300 Jahren löste sich der Konvent 1574 auf. Die Ringmauern der Klosteranlage sind nur noch rudimentär erhalten. Die Klostergüter wurden bis zur Säkularisation 1803 vom Hochstift Würzburg und von einem Klosterverwalter bewirtschaftet.
Die Kirche war als dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit Querhaus und drei gestaffelten Apsiden und mit einer um ein Chorjoch verlängerten Hauptapsis konzipiert. Das Chorjoch weist ein Kreuzrippengewölbe auf, der übrige Kirchenraum ist flachgedeckt. Nur noch an der Nordseite sind die ursprünglichen Arkaden der abgebrochenen Seitenschiffe erkennbar. Original ist außerdem das Westportal mit dem dreistufigen Gewände und Rundstabprofilen an den Gelenken. Kunstgeschichtlich stellt die Kirche den Übergang von der basikalen Form zu den für die Zisterzienser typischen Hallenkirchen dar.
Die Klosteranlage wurde 1639 im 30-jährigen Krieg geplündert. Nach Kriegsende ließen die Bischöfe Johann Philipp I von Schönborn (1650) und Johann Gottfried von Guttenberg (1686) die romanischen Seitenschiffe abbrechen. 1691 übernahmen 7 Bauern aus Burkardroth und Wollbach die Güter und gründeten das Dorf Frauenroth.
Den Bedürfnissen als Dorfkirche entsprechend wurde die Nonnenempore beseitigt, die Südwand und die Decke neu eingezogen und das Westfenster zugesetzt. Seit der Renovierung auf Betreiben von Pfarrer Anton Reinhard 1970/72 zeigt sich auch als Torso die Klosterkirche wieder in alter Schönheit. Im Chor wurden Fresken aus der Zeit um 1450 freigelegt (Maria, Kreuzigung, Rankenwerk), das Langhaus auf seine frühere Höhe ausgegraben.
Frauenroth |
Zum wertvollsten Besitz zählen drei Kunstwerke aus der Staufferzeit:
1. Die Deckplatte des Hochgrabes der Stifter um 1270/80
Die Grabplatte zeigt das Stifterpaar lebensgroß im Hochrelief und gehört zu den wertvollsten Werken mittelalterlicher Steinplastik. Das Grabmal ist nach Dehio „einzigartig in der poesievollen Idealisierung höfischer Vornehmheit“ und weist stilistisch enge Bezüge zu den Stifterfiguren des Westchores im Naumburger Dom auf. Andere Kunsthistoriker suchen den Schöpfer des Tumbengrabmales in Straßburg und verweisen auf die französische Herkunft von Beatrix.
2. Die „sitzende Madonna“ im Ortsteil Lauter:
Die Muttergottes aus Sandstein stammt aus dem Kloster Frauenroth (1. Drittel des 14. Jahrhunderts) und befindet sich heute in der Dorfkirche des Ortsteiles Burkardroth-Lauter.
3. Das „Frauenrother Graduale“:
Diese illustrierte Handschrift aus dem frühen 14. Jahrhundert (1318) befindet sich heute im Besitz der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart (HB I 246). Auf 279 Folien aus Pergament enthält es die Antiphonen der Messfeiern im Kirchenjahr.
Diese Werke gehören zu den herausragenden Kunstwerken der Zeit. Sie zeugen im abgelegenen Lederbachtal von hoher höfischer Kunst und einem ehemals blühenden Klosterleben.
Literatur:
Brückner W. und Lenssen J., Zisterzienser in Franken, 1991, S. 102; Dehio, Franken, S. 288; Pfister P., Klosterführer aller Zisterzienserklöster im deutschsprachigen Raum, 1998, S. 114; Reinhard A. und Karl J., 750 Jahre Frauenroth, 1981; Rugel L.: Burkardroth und Frauenroth (Schnell-Kunstführer Nr. 1009, 1974); Schneider E., Klöster und Stifte in Mainfranken, 1993, S. 139; Zehnter Otmar u. Erna , Ein Streifzug durch 5 Jahrhunderte Schulgeschichte des Marktes Burkardroth, 1999.
Otmar Zehnter, Burkardroth