Entstehungsgeschichte von Stangenroth

Umgeben von grünender Flur liegt Stangenroth zwischen Äckern und Wiesen am Fuße der Schwarzen Berge. Das genaue Alter dieses zweitgrößten Marktgemeindeteils von Burkardroth lässt sich nicht mehr genau bestimmen: Vieles spricht dafür, dass die Geburt des Dorfes auf den Anfang des 13. Jahrhunderts zurückgeht; 1244 wird es in einer Schenkungsurkunde Ottos von der Bodenlaube in Verbindung mit dem Kloster Frauenroth erwähnt.

Die Ortschronik berichtet von vielen Schicksalsschlägen, die der Ort überstehen musste: Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf überfallen und ausgeplündert, die Pest wütete unter den Bewohnern, und im Jahre 1738 legte eine Feuersbrunst in nur einer Stunde 85 Häuser mit Stallungen und Scheunen in Schutt und Asche. Doch die Einwohner verzagten nicht und bauten ihr Dorf wieder auf. 1747 wurden die Grundmauern für eine eigene Kirche gelegt , die im Laufe der Zeit immer wieder erweitert wurde. Im Innenraum steht eine sehenswerte Rokoko - Madonna aus dem Jahre 1771.

Andere Zeugnisse dieser Zeit sind das gut erhaltene "Schwedenhaus" und zahlreiche Bildstöcke rund um Stangenroth. Stangenroth, früher von der Landwirtschaft geprägt, weist nur noch Nebenerwerbslandwirte auf. Am Ort sind zwar eine Bekleidungsfabrik, zwei Gasthäuser, zwei Lebensmittelgeschäfte und eine Tankstelle. Doch die meisten der Einwohner verdienen ihr Geld als Handwerker oder in den Fabriken in Schweinfurt. Mit dem Fremdenverkehrsgewerbe eröffnet sich eine neuer wirtschaftlicher Zweig. Zahlreiche Wanderwege entlang der vielen Bildstöcke und Wälder rund um das 400 Meter hoch gelegene Stangenroth vermitteln Ruhe und Erholung. Ruhe strömt auch die dörfliche Idylle aus: Hier gibt es noch die am Dorfbrunnen spielenden Kinder und die am Gartenzaun sich unterhaltenden Nachbarn. Nicht immer ist der Stangenröther Dialekt für die Fremden sofort verständlich: Doch für sie halten die Stangenröther ihr Hochdeutsch bereit. Manche Dialektausdrücke sind leicht verständlich, wie "Ardöpfu" (Erdapfel) für Kartoffel oder "Hosemäulich" (Hasenmäulchen) für das Löwenmäulchen, aber dass mit "Fasäuich" die Bohnen gemeint sind oder mit "Sächhames" Ameisen gemeint sind, wird dem Fremden unerklärlich bleiben. Stolz sind die Stangenröther auf ihre Dorfbrunnen. Der Bildstock des alten Brunnens an
der Kirche stammt noch aus dem Jahr 1644, das Brunnenbecken wurde in den 70er Jahren erneuert. Der Brunnen diente früher zum Waschen von Rüben, zum Kühlen der Milch und selbstverständlich zur Wasserentnahme. Völlig erneuert wurde 1992 der Brunnen im oberen Dorf und zu einer zum Planschen und Verweilen einladenden Wasserfläche umgestaltet. Traditionspflege wird in Stangenroth noch hoch in Ehren gehalten. Dafür sorgen die zahlreichen Vereine des Ortes. Jede größere kirchliche Feier oder jedes größere Fest im Ort beginnt mit der "Kirchenparade": Die örtlichen Vereine marschieren unter dem Klang ihrer Blaskapelle in ihren Trachten hinter der Vereinsfahne zur Kirche, wo das Fest mit einem Gottesdienst beginnt. Das Aufstellen des jährlichen Maibaumes oder des Kirchweihbaumes liegt ebenso in der Hand der Vereine, die das gesellige Leben im Ort pflegen und fördern und auch die sportlichen Akzente setzen.

Ernst Dettmer


Ortsgeschichte von Stangenroth

  • 1244 Das halbe Dorf wird an das Kloster Frauenroth verschenkt
  • 1574 Bereits 73 Haushalte, 336 Einwohner
  • 1618 - 1648 Dreißigjähriger Krieg; Einfall der Schweden
  • 1623 118 Haushalte, 543 Einwohner
  • 1673 Nur noch 348 Einwohner
  • 1730 "Schwarze Pest" in Stangenroth, Viehseuche
  • 1738 Stangenroth brennt ab
  • 1747 Bau einer neuen Kapelle
  • 1792 Stangenroth wird Pfarrei
  • 1819 Bau der "alten" Schule
  • 1899 Erweiterung der Kirche
  • 1908 Bau des "neuen" Schulhauses (1959 aufgestockt)
  • 1909 Bau der Wasserleitung
  • 1920 Strom in Stangenroth
  • 1965 Bau der Ortskanalisation
  • 1977 Kindergarten eröffnet, Rhönfesthalle wird gebaut
  • 1978 Der Ort wird zum Markt Burkardroth eingegliedert

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