Enstehungsgeschichte von Burkardroth

Die Ministerialen im castrum Burcharderode
Die Standortwahl zur Gründung des Klosters Frauenroth entsprach den Statuten des Zisterzienserordens. Laut der „carta caritatis“ bestand die Forderung nach der Einheit aller Klöster in den Lebensgewohnheiten,

aber auch in der Standortwahl, vor allem aber auch in der Bauform der Klöster. Das Bild von der „uniformitas“ aller Zisterzienserklöster zielte auf die Errichtung in einem einsamen Tal an einem Wasserlauf. Kapitel 1 der Generalkapitelbeschlüsse von 1134 legte fest: „Keines unserer Klöster ist in Städten, Kastellen oder Dörfern zu errichten, sondern an entlegenen Orten, fern vom Verkehr der Menschen.“ Zweifellos erfüllte der Standort am Südrand des kaum besiedelten Salzforstes diese Anforderungen des Ordens.
Bis zur 1. Jahrtausendwende war der Salzforst nur an den Rändern erschlossen. Unter den Rodungsdörfern, die sich schon durch ihre Namen, als solche ausweisen, liegt am Oberlauf der Aschach, einem Nebenflüsschen der fränkischen Saale, der Ort Burkardroth. Hier hatte der Würzburger Bischof zur Sicherung seines Gebietes gegen den Einfluss Fuldas um 1000 eine Burg errichtet. Diese Burg war der Sitz von Ministerialen.
Ein Ministeriale (mittellateinisch, zu lateinisch ministerialis; Plural: die Ministerialen) ist ein im (ursprünglich antiken kaiserlichen) Dienst stehender Beamter. Im Frühmittelalter waren zunächst unfreie Verwalter für den Fürstbischof und für die Klöster auf lokaler Ebene tätig. Im Hochmittelalter bildete sich aus dieser Schicht der Stand des Dienst- bzw. Ministerialadels heraus. Nach Johann Reimann war "ministeriales" die vorherrschende Bezeichnung für die Dienstmannen eines Adeligen oder auch eines Fürstbischofs. Die Bezeichnung tritt in Urkunden in der Zeit von 1100 bis 1340 auf, wo häufig die Ministerialen als Zeugen auftreten. Die Ministerialen von Burkardroth waren also ehemalige Hochstiftsministerialen, die nach dem Besitzwechsel in die gräflich-hennebergische Ministerialität gewechselt waren.
Gleich bei seinem ersten Auftreten 1136 ist Volknand von Burkardroth als Ministerial belegt. In ministerialer Stellung bezeugt er nochmals 1143 eine Urkunde des Bischofs Embricho Der Ministeriale Hartung von Burkardroth erhob ca. 1163 als Aftervasall Poppos von Irmelshausen Einspruch gegen die Resignation des Zehnten zu Römhild zugunsten des Klosters Wechterswinkel, leistete dann aber Verzicht. Sobald Güter im Salzgau Gegenstand der Beurkundung bildeten, sind die Ministerialen von Burkardroth, so auch Günther 1183 und 1193, als Urkundenzeugen anzutreffen.
Nach dem Verkauf ihres Stammortes im November 1231 an Otto von Bodenlauben sind die Ministerialen von Burkardroth in der Ministerialität der Grafen von Henneberg aufgegangen und lebten in den Ministerialen von Erthal (Ober-, Mittel- oder Untererthal) weiter. Lupold von Burkardroth, der schon vor 1231 bischöflicher Urkundenzeuge war, behielt diese Tätigkeit bis 1264 bei. Er war der letzte Hochstiftsministeriale von Burkardroth.
1264 übertrugen der Vogt von Heroldsberg, Albert von Erthal, und sein Sohn Heinrich dem Kloster Frauenroth für das Seelenheil ihres Blutsverwandten (cognatus) Dietrich von Burkardroth die villa Stangenroth. Erthal war in gräflich-hennebergischem Besitz, mithin gehörten die in Erthal sitzenden Ministerialen zur gräflichen Dienstmannschaft. Bei dem Verkauf der Schlösser Hildenburg und Lichtenberg an das Hochstift Würzburg wurden Berno, Konrad und Johann von Erthal 1230 Dezember Ministerialen der Würzburger Kirche.
Bei den im hennebergischen Dienst verbliebenen Herren von Erthal lassen sich zwei Linien erkennen. Die eine geht auf Albert von Erthal zurück, der 1250 eine für das Kloster Frauenroth ausgestellte Urkunde mit anderen Ministerialen der Grafen von Henneberg bezeugte und, wie bereits erwähnt, dem vorgenannten Kloster die villa Stangenroth übertrug. Sein Sohn Heinrich nannte sich seit 1287 nach Heroldsberg, wo der Vater die Vogteigerichtsbarkeit ausgeübt hatte. Güter in Burkardroth, die nur Erbbesitz gewesen sein können, verkauften Heinrich, seine Gattin Adelheid und ihr Sohn Heinrich II. sowie die Schwester Heinrichs von Heroldsberg, Adelheid, und deren Ehemann Johann Malkoz, Ministerial der Grafen von Henneberg, dem Kloster Frauenroth, in dem ihr Onkel Hartung (!) begraben lag. An dieser Urkunde von 1289 fällt auf, dass sie sowohl das Siegel des Bischofs Mangold als auch ein gräflich-hennebergisches trägt. Burkardroth war also wieder, vielleicht nur zu einem Teil, in die Verfügungsgewalt des Hochstifts gelangt. Heinricus dominus de Herlingesberc (He­roldsberg) iuvenis erscheint ja auch 1293 als Ministerial der Würzburger Kirche. Mit seiner Gattin Agnes und seinem Sohn Heinrich bat er um bischöflichen Konsens, seinen erblichen Besitz in Burkardroth zur Hälfte dem Kloster Frauenroth, zur anderen Hälfte an Konrad von Trimberg verkaufen zu dürfen, von dem er sie als Lehen zurückerhalten sollte. Zu gleicher Zeit verkaufte er Zehntrechte in Obereschenbach, die von Konrad von Trimberg zu Lehen rührten, mit dessen Einverständnis an den Ritter Kraft von Hohenberg. Ein Heinrich von Erthal wurde 1320 von Bischof Gottfried als Burgmann in die Veste Trimberg aufgenommen, deren bedeutendste Burgmannen die Herren von Erthal bis zum Ende des 17. Jahrhunderts waren.
Die Entwicklung der durch Johann von Erthal begründeten Linie ist im Dienst der Grafen von Henneberg verlaufen: 1243 und 1250 gräflicher Urkundenzeuge, 1259 Zeugendienst für den Abt von Fulda, Lehen Ludwigs von Frankenstein in Schleerieth, Eckartshausen und Egenhausen (Lk. Schweinfurt), und am Ende des uns hier interessierenden Zeitraumes sehen wir den Ritter Dietrich von Erthal als Schiedsrichter und engeren Vertrauten Konrads von Trimberg.
Der genaue Standort der Burg, für die eine Urkunde jener Zeit die Bezeichnung „castrum" verwendet, steht nicht eindeutig fest. H. Mahr, B. U. Abels, Wabra und Bünz halten den Turmhügel 150 m südwestlich der Kirche am nach Osten fallenden Steilhang zum Lederbach für einen möglichen oder wahrscheinlichen Standort. Eine planmäßige Grabung hat jedoch nie stattgefunden. Bei einem Entwurf zu einem (leider nie realisierten) Dorfbuch von Burkardroth geht Wabra 1998 jedoch vom Standort „Am Kirchberg“ oberhalb des Pfarrhauses von Burkardroth aus. Die Stellung und Interessen dieser Ministerialen waren durch den Tausch dieses Gebietes an den Henneberger Grafen Otto von Botenlauben 1231 durchaus getroffen. Sie verfolgten das Unternehmen des Grafen, in dem Seitental der Aschach ein Frauenkloster zu errichten, von Anfang an wohl mit Argwohn. In der Zisterzienserchronik von 1904 heißt es:
1234 hatte Graf Otto „den Verdruss, dass Raubgesindel, welches sich in einem festen Haus bei Burkardroth aufhielt, dem Kloster mancherlei Schaden zufügte." Das Kloster rief Papst Gregor IX um seinen Schutz an und dieser befahl am 7. Juni 1234 dem Erzbischof Siegfried zu Mainz und dessen Stiftsvogt, unter Androhung des Kirchenbanns die Räuber zum Schadenersatz anzuhalten. Daraufhin ergriff der Graf die Waffen und zerstörte die Veste, deren Überreste auf der jäh abfallenden westlichen Höhe nicht weit vom Kloster noch heute zu sehen sind. Bischof Hermann verbot später (31. Juli 1244), dass fernerhin eine Burg zu Burkardroth gebaut werden dürfe.“
Geschichtlich steht fest:
Am 31. Juli 1244 erklärt sich Bischof Hermann damit einverstanden, dass Otto von Botenlauben die Burg Burkardroth „von Grund auf zerstört“ habe (destruxit funditus et delevit), damit das Kloster nicht „per hominum maliciam, qui in castro Burcharderode haberent mansionem“, Schaden leide. Daher verbietet Bischof Hermann von Lobdeburg den Wiederaufbau der Burg Burkardroth. „Sub pena mortis aeterne inhebemus, nequis in ipso loco Bucharderode unquam aliquam faciat munitionis structuram“. In dieser Urkunde ist Otto zum letzten Mal lebend bezeugt. (StAW, WU 3876; Standbuch 520, Bl. 30v und Bl. 428v-429r; Bechstein Nr. 29, S. 150; Jäger S. 59). Die Ministerialen wechselten nach Heroldsberg und Erthal. ihren Erbbesitz in Burkardroth und in dem nahen Stangenroth verkauften sie später an das Kloster Frauenroth.

Quelle: Buch: "Natur, Kunst und Kultur im Markt Burkardroth - Gemeindeteil Burkardroth" von Otmar Zehnter

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